
Dr. med.
Christoph Reimertz
Koordinator der Kooperation mit den Bundeswehrkrankenhäusern; Direktor der Klinik für Rehabilitation
BG Unfallklinik Frankfurt am Main
KontaktSo wie die BG Kliniken sind auch die Bundeswehrkrankenhäuser auf die Akutversorgung und Rehabilitation von Menschen spezialisiert, die sich im Dienst oder im Beruf verletzt haben und möglichst ohne Einschränkungen in ihr bisheriges Leben zurückkehren sollen.
Dabei arbeiten die Einrichtungen nicht gewinnorientiert und sorgen für eine bestmögliche Betreuung ihrer Patientinnen und Patienten nach höchsten medizinischen Ansprüchen. Weiterhin gelten die Einrichtungen beider Partner als erste Anlaufstellen für Rettungs- und Notfallmedizin in ihrer Region, engagieren sich in den Traumanetzwerken der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie und sind auch auf Katastrophen- und Großschadensereignisse vorbereitet.
Darüber hinaus übernehmen die BG Kliniken und Bundeswehrkrankenhäuser einen Versorgungsauftrag für die Gesamtbevölkerung und stehen mit ihrer hohen Fachkompetenz Patienten und Patientinnen aller Krankenversicherungen offen.
Besonders in den folgenden Bereichen wird viel Potenzial durch die gegenseitige Unterstützung gesehen:
Verzahnung medizinischer Leistungsangebote
Mit der Komplexen Stationären Rehabilitation (KSR) bieten die BG Kliniken ein besonderes interprofessionelles Behandlungskonzept bei komplizierten Heilungsverläufen an, von der seit 2021 auch verletzte Soldatinnen und Soldaten profitieren. Im rechtlichen Zuständigkeitsbereich der Bundeswehr können sie in der nächstgelegenen BG Klinik in eine KSR eingebunden werden.
Stationäre Aufnahme ermöglichen
Darüber hinaus entwickeln die BG Kliniken gemeinsam mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr einen Kriterienkatalog für die stationäre Behandlung von Traumafolgestörungen. Hintergrund: Betroffene profitieren bislang zwar von einer flächendeckenden ambulanten Versorgung. Eine stationäre Aufnahme mit posttraumatischen Belastungsstörungen beziehungsweise unfall- oder einsatzbedingten Traumafolgestörungen ist jedoch nicht im gleichen Maße gewährleistet. Ein Modellprojekt prüft die gemeinsam entwickelten Kriterien auf ihre Praxistauglichkeit in stationären Einrichtungen.
Infrastruktur gemeinsam nutzen
Ressourcen klug einsetzen – das ist das Ziel einer multiprofessionellen Arbeitsgruppe, welche Infrastrukturen zwischen BG Kliniken und Bundeswehrkrankenhäusern miteinander abgleicht und vernetzt. So soll beispielsweise etwaigen Engpässen in der Verfügbarkeit von Medikamenten und Medizinprodukten vorausschauend begegnet werden, um die Versorgungssicherheit an allen Standorten auch in Krisenzeiten zu garantieren.
Von Digitalisierung profitieren
Die Digitalisierung bringt auch im Gesundheitssektor Vorteile mit sich. Zu den möglichen Anwendungen gehören Video-Telefonate mit Patientinnen und Patienten sowie Beratungen von Ärztinnen und Ärzten unterschiedlicher Disziplinen und Kliniken (Konsile). Um in virtuellen Konsilen Röntgen- oder MRT-Aufnahmen miteinander zu teilen, müssen sich die Kliniken beziehungsweise Abteilungen vernetzen. Die Standorte Frankfurt am Main und Koblenz gehen in Pilotprojekten voran. Zugleich steigt der Bedarf an sicheren IT-Lösungen. Dazu tauschen sich die IT-Verantwortlichen der BG Kliniken und der Bundeswehrkrankenhäuser systematisch aus.
Gemeinsam aus- und weiterbilden
Die BG Kliniken und die Bundeswehrkrankenhäuser positionieren sich durch standortübergreifende Rotations- und Hospitationsmöglichkeiten sowie gemeinsame Fort- und Weiterbildungsmodelle auf dem hochkompetitiven Arbeitgebermarkt. Durch attraktive Qualifikationskonzepte in Abstimmung mit Fachgesellschaften schaffen sie interessante Anreize sowohl für Neubewerberinnen und Neubewerber als auch bereits Beschäftigte.
Führungsqualitäten ausbauen
Durch das Förderprogramm „Klinische Talente in Führung“ (KTiF) werden angehende Fachärztinnen und Fachärzte auf Leitungs- und Führungsaufgaben vorbereitet und ihre methodischen, sozialen und persönlichen Kompetenzen weiterentwickelt. Die Teilnehmenden absolvieren innerhalb von drei Jahren sechs Module und Kompetenzkurse, unter anderem bei der Human Factors Academy (vormals Lufthansa Aviation Training). Parallel dazu unterstützen Mentorinnen und Mentoren des Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrums in Fragen, die über fachliche Qualifikationen hinausgehen. Das Programm soll auch auf nichtärztliches Führungspersonal ausgeweitet werden.
„Die BG Kliniken und die Bundeswehrkrankenhäuser gelten als erste Adressen, wenn es um Rettungs-, Notfall- und Katastrophenmedizin geht. Wir betrachten uns nicht als Konkurrenten, sondern entwickeln uns gemeinsam weiter.“
Koordinator der Kooperation mit den Bundeswehrkrankenhäusern; Direktor der Klinik für Rehabilitation der BG Unfallklinik Frankfurt am Main
Neben der Vereinbarung auf Bundesebene gibt es zwischen den BG Kliniken und Bundeswehrkrankenhäusern auch regionale Kooperationen zwischen einzelnen Klinikstandorten.
An ihren fünf Standorten behandeln die Bundeswehrkrankenhäuser bundesweit rund 60.000 stationäre und fast 400.000 ambulante Patienten und Patientinnen pro Jahr. Zur Unternehmensgruppe der BG Kliniken gehören neun Akutkliniken, zwei Kliniken für Berufskrankheiten und zwei ambulante Einrichtungen, in denen jährlich rund 560.000 Patientinnen und Patienten behandelt werden.
Welche Rolle spielt die „weiße Reserve“ in der Rettungskette? Welche Berufsbilder werden gesucht? Und warum ist die Kooperation von Sanitätsdienst und BG Kliniken wichtig für unser Gesundheitssystem? – Antworten und Eindrücke von der „Role 2 F“ gibt es hier im Video…
Neben den Universitätskliniken sind die BG Kliniken und die Bundeswehrkrankenhäuser gesetzlich verpflichtet, zum wissenschaftlichen Fortschritt und Erkenntnisgewinn in ihrem ordnungspolitisch definierten Aufgaben- und Exzellenzspektrum beizutragen. Seit 2019 erfolgte in den BG Kliniken eine umfassende Umstrukturierung und strategische Zukunftsausrichtung von Wissenschaft und Forschung im Interesse des Unternehmens und zur Wahrung der Ziele der gesetzlichen Unfallversicherung. Die Bundeswehrkrankenhäuser wurden früh eingeladen, an dieser Transformation teilzuhaben. Vertreter der Bundeswehrkrankenhäuser sind regelmäßige Gäste an den Sitzungen der AG Forschung und beteiligen sich aktiv an den jährlichen Wissenschaftstagen der BG Kliniken.
In Kooperation mit universitären IVM-Partnern wurden beträchtliche Drittmittel für Forschung, Entwicklung und Evaluation eingeworben. Hierbei wird das komplette Spektrum von der Zell- und tierexperimentellen bis hin zur Versorgungsforschung abgebildet. Zentrale Themen sind u.a. die Vorhersage und personalisierte Therapie von Komplikationen nach multiplen Verletzungen und Frakturen unter Nutzung biomolekularer und genetischer Marker, KI-basierte Bildgebung, und virtuelle und augmentierte Realität (VR / AR) in verschiedenen Sparten der Rehabilitation.
Die BG Kliniken und die Bundeswehrkrankenhäuser unterliegen hier differenzierten Versorgungsaufträgen – beide kommen aber immer ihrer humanitären Verantwortung nach. Ein aktuelles Beispiel stellt die Behandlung Schwerverletzter aus der Ukraine in Deutschland dar, welche nach dem sogenannten Kleeblatt-Mechanismus verteilt werden. Dieser garantiert einerseits die notwendige Spezialversorgung und Nachsorge körperlich und mental maximal Traumatisierter, verhindert andererseits aber auch eine Überlastung nationaler Netzwerke.
Als Partner im SOLOMIYA-Programm verbessern beide Klinikgruppen die psychologische Betreuung von Einwohnern im ukrainischen Kriegsgebiet. Auch zukünftig werden sie den Auswirkungen von militärische Konflikten, Naturkatastrophen, Pandemien oder Fluchtbewegungen begegnen und dabei ein vernünftiges Verhältnis zwischen ihrem originärem ordnungspolitischen Auftrag und globalen Herausforderungen herstellen.
Koordinator der Kooperation mit den Bundeswehrkrankenhäusern; Direktor der Klinik für Rehabilitation
BG Unfallklinik Frankfurt am Main
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