Christoph 112 wird wieder häufiger angefordert
Seit 6. April ist Intensivtransporthubschrauber Christoph 112 an der BG Klinik Ludwigshafen stationiert. Er ist vor allem für die Verlegung von Covid-19-Patienten vorgesehen. Nach eher ruhigen Sommermonaten steigen die Fallzahlen nun merklich an.
Infos zur Pressemitteilung
23.11.2020Der seit 6. April 2020 an der BG Klinik Ludwigshafen stationierte Intensivtransporthubschrauber (ITH) Christoph 112 hat seit Inbetriebnahme bisher 473 Einsätze geflogen. 286 dieser Flüge waren so genannte Primäreinsätze, bei denen der Notarzt zu einem Unfall oder einer akuten Erkrankung gerufen wird. Auf Sekundäreinsätze, also Verlegungsflüge innerhalb von Kliniken, entfielen 151 Flüge. Bei insgesamt 45 Flügen wurden Patienten, die an Covid-19 erkrankt waren, transportiert. In acht Fällen war dabei eine so genannte ECMO notwendig, eine extracorporale Membranoxygenierung, bei der das Blut außerhalb des Körpers von CO2 gereinigt und mit Sauerstoff angereichert wird. (Zahlen: Stand 22.11.2020).
„Wir sehen in den letzten Tagen und Wochen einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen“, sagt Privatdozent Dr. Matthias Münzberg, Leiter der Abteilung für interdisziplinäre Rettungs- und Notfallmedizin (AiRN) der BG Klinik Ludwigshafen. Die Abteilung ist für den Einsatz der beiden an der Klinik stationierten Hubschrauber Christoph 112 und Christoph 5 zuständig. Johannes Horter, stellvertretender Leiter von AiRN, ergänzt: „Nach vergleichsweise ruhigen Sommermonaten nimmt die Zahl der Transporte von Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, deutlich zu. Betroffen sind keineswegs nur ältere Personen. Zunehmend sind auch jüngere Menschen unter den Patienten.“
Aufwändige Einsätze
Christoph 112 ist als Intensivtransporthubschrauber grundsätzlich in ganz Deutschland einsetzbar und kann von jeder Leitstelle angefordert werden. Flugzeiten und Versorgungszeiten jedoch setzen hier Grenzen. Haupteinsatzgebiet ist daher vor allem der süddeutsche Raum: Von Nordrhein-Westfalen und Hessen über das Saarland, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg bis hin nach Bayern ist der Intensivtransporthubschrauber unterwegs. Die Versorgung der an Covid-19-erkrankten Personen nimmt dabei deutlich mehr Zeit in Anspruch als eine normale Verlegung. PD Dr. Münzberg: „Der Transport von Covid-19-Patienten ist deutlich komplexer. Die Crew muss eine umfangreiche Schutzausrüstung anlegen. Das ist nicht nur zeitaufwändig, sondern schränkt auch in der Bewegungsfreiheit ein und ist insbesondere aufgrund der Dauer der Einsätze schließlich auch körperlich anstrengend. Häufig muss ein Patient an der abgebenden Klinik auch zunächst für den Flug vorbereitet werden. Auch das ist deutlich zeitaufwändiger als bei einer anderen medizinisch notwendigen Verlegung. Nicht zuletzt muss nach dem Einsatz die gesamte Maschine inklusive aller medizinischen Geräte desinfiziert werden.“
Das Team
Sieben Ärzte der BG Klinik Ludwigshafen, allesamt Intensivmediziner und Notärzte mit langjähriger Erfahrung, sind derzeit auf Christoph 112 geschult. Die ADAC Luftrettung stellt die Piloten, das Deutsche Rote Kreuz stellt die Notfallsanitäter. Die Logistik für zwei Hubschrauber ist am Standort der BG Klinik Ludwigshafen denkbar günstig: Durch den Neubau des Hangars für den seit 1973 hier stationierten Rettungshubschrauber Christoph 5 verfügen beide Hubschrauber über eine jeweils eigene Wache, so dass die Teams der beiden Hubschrauber getrennt bleiben. Strenge Sicherheitsvorkehrungen und Hygienemaßnahmen tragen dazu bei, dass sich die Einsatzteams selbst wirksam vor einer Ansteckung schützen und die Sicherheit der beförderten Patienten gewährleistet ist.
Gründe für einen Patiententransport
„Wir haben in Deutschland eine sehr gute Versorgungsqualität in großen spezialisierten Zentren“, sagt PD Dr. Münzberg. Regional und lokal definierte Zentren sind auf die Behandlung von Covid-19-Patienten spezialisiert. Verlegungen sind dann notwendig, wenn eine Klinik aufgrund zunehmender Fallzahlen an ihre Kapazitätsgrenzen stößt oder sich der Zustand eines Patienten so verschlechtert, dass er in einem spezialisierten Zentrum versorgt werden muss.
Im Einsatz ist eine Maschine vom Typ EC 145 von Airbus. Die Maschine ist deutlich größer als der Typ EC 135, der für Christoph 5 eingesetzt wird. Die größere Maschine bietet mehr Platz für die notwendige intensivmedizinische Technik der komplexen Verlegungsflüge. Zudem können Patienten auch auf dem Bauch liegend transportiert werden, was bei schweren Krankheitsverläufen von Covid-19 häufig besser ist.
Erfahrung in Notfallversorgung
Die BG Klinik Ludwigshafen ist überregionales TraumaZentrum im TraumaNetzwerk Pfalz. In enger Abstimmung mit den umliegenden Krankenhäusern fokussiert die Klinik auf die Versorgung unfallverletzter Patienten. Sie entlastet an dieser Stelle andere Kliniken, so dass dort die Versorgung der Covid-19-Patienten sichergestellt werden kann. Die lange Erfahrung der Notärzte war einer der Gründe, die für eine Stationierung des ITH Christoph 112 an der Ludwigshafener Klinik sprachen. Der Betrieb des Hubschraubers ist aktuell zunächst bis Jahresende 2020 vorgesehen.