Tag der Händehygiene 2020 – Händehygiene in Zeiten von Corona

Bereits unter „normalen Lebensumständen“ ist Händehygiene wichtig. In der Corona-Pandemie spielt sie zusätzlich eine zentrale Rolle bei der Eindämmung und Verhinderung von Infektionen.

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05.05.2020

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Christiane Keppeler

Leiterin Unternehmens­kommunikation und Marketing
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Dass die Händehygiene in den letzten Wochen eine so große Bedeutung bekommen hat - nicht nur für Klinikpersonal - zeigt sich vor allem in der Nachfrage nach Hygieneartikeln. Desinfektionsmittel stieg im Preis um mehr als das Zehnfache - alle Produkte sind aktuell restlos vergriffen. Der Grund: Die Angst vor dem Coronavirus führt zu mehr Disziplin beim Waschen der Hände. Das bestätigt auch eine aktuelle "forsa"-Umfrage zum heutigen internationalen Tag der Händehygiene. Diese zeigt: Die Deutschen waschen sich jetzt deutlich öfter die Hände.

Seit fast zehn Jahren weist der Aktionstag der WHO jährlich am 05.05 auf die gesundheitliche Bedeutung der Händedesinfektion hin. Das Datum ist nicht zufällig gewählt, es steht für die Anzahl der Finger an jeder Hand (5+5). Anlässlich des Tages haben wir mit unserem Team der Krankenhaushygiene gesprochen - über wichtige Hygienemaßnahmen, aktuelle Fragen im Bezug auf das Coronavirus und falsche Sicherheit durch Schutzkleidung.

Händewaschen oder Händedesinfizieren?

Ein wichtiger Punkt beginnt bereits bei der Frage: Waschen oder Desinfizieren? „Das Waschen mit einer Lotion und in ausreichender Intensität reduziert die Keime an den Händen. Die Desinfektion tötet Bakterien ab und inaktiviert Viren”, so Dietmar Bauer vom Team der Krankenhaushygiene am BGKH und ergänzt: “Somit ist die Desinfektion um ein Vielfaches effektiver.”

Sichtbar gemacht werden können diese Unterschiede auf Agar Platten. Auf diesen werden Keime „gezüchtet“, die das Team von Abklatschproben entnommen hat. Die Unterschiede zwischen ungewaschenen, gewaschenen und desinfizierten Händen sprechen für sich. Selbst nach dem Waschen und Desinfizieren bleiben allerdings ein paar Restkeime über - die Hände sind nicht steril aber die Keimzahl soweit verringert, dass ein Infektionsrisiko deutlich reduziert ist.

Grundsätzlich ist die Händedesinfektion als Einzelmaßnahme dem Waschen vorzuziehen. Ausnahme stellen sporenbildende Bakterien dar, bei denen das Waschen und Desinfizieren in Kombination das beste Ergebnis liefert. Hier gilt: Erst Händedesinfektion, dann Händewaschen.

Wichtig ist, die Hautpflege nicht zu vernachlässigen, denn Seife und Desinfektionsmittel (ohne Pflegezusätze) greifen den natürlichen Säureschutzmantel der Haut an. Cremes oder andere rückfettende Mittel schaffen hier Abhilfe.

Die richtige Händedesinfektion

Die richtige Händedesinfektion (im Klinikalltag) ist vor allem eine Frage nach dem “Wie” und “Wann”. Für das “Wie” gilt:

  • Hände und Unterarme frei von Schmuck (Ringe, Uhr, Fitnessarmband, Smart Watch, Armschmuck, Nagellack u.ä.)
  • ausreichende Menge Händedesinfektionsmittel (eine gefüllte Hohlhand) nehmen
  • dieses für mindestens 30 Sekunden sorgfältig einreiben, dabei die gesamten Hände inkl. Handgelenke benetzen
  • Darauf achten, dass die Hände die gesamte Einwirkzeit feucht bleiben. Im Bedarfsfall erneut Händedesinfektionsmittel entnehmen.

Wann eine Händedesinfektion im klinischen Umfeld durchgeführt werden sollte, gibt die WHO in den Fünf Momente der Händedesinfektion vor.

  • VOR Kontakt mit Patienten bzw. Bewohnern
  • VOR aseptischen Tätigkeiten
  • NACH Kontakt mit potenziell infektiösen Materialien
  • NACH Kontakt mit Patienten bzw. Bewohnern
  • NACH Kontakt mit der direkten Umgebung des Pflegebedürftigen

Zusätzlich gilt :

  • Vor Entnahme von Handschuhen aus der Verpackung sowie nach dem Ablegen der Handschuhe
  • „Vor dem Umgang mit Lebensmitteln"

Patienten sollten eine hygienische Händedesinfektion ebenfalls regelmäßig durchführen, bspw. vor Betreten der Klinik, nach Verlassen des Patientenzimmers, nach dem Toilettengang, vor dem Essen, vor einer Therapie oder vor Verlassen der Klinik.

Auf was gilt es aktuell besonders zu achten?

“Regelmäßiges und gründliches Händedesinfizieren und Waschen hilft, Krankheitserreger zu reduzieren und das Risiko der Ansteckung und Verbreitung zu verringern”, so Susanne Kopetz, Fachkrankenschwester für Hygiene am BGKH und unterstreicht: “Wichtig ist, sich nicht nur auf Schutzkleidung zu verlassen. Handschuhe könnten produktions- oder lagerbedingt bspw. kleine, nicht sichtbare Löcher enthalten. Daher ist ebenso vor dem Anziehen bzw. nach dem Ausziehen eine hygienische Händedesinfektion erforderlich.” Auch im Privaten gilt: Einmalhandschuhe vermitteln eine falsche Sicherheit und ersetzten keine Händedesinfektion oder das gründliche Händewaschen!

Ähnliches gilt für Händedesinfektionsmittel, bei denen sich aktuelle vor allem Gels für den Gebrauch unterwegs großer Beliebtheit erfreuen: “Händedesinfektionsmittel müssen als begrenzt viruzid gekennzeichnet sein, da SARS-CoV-2 ein behülltes Virus ist - ist die Hülle kaputt, ist auch das Virus kaputt”, so Kopetz.” Die im BGKH eingesetzten Desinfektionsmittel erfüllen diese Voraussetzungen. Bei Gels aus dem Supermarkt, die meistens auf Alkohol basieren, sollte allerdings genau geschaut werden.