Strukturierte Daten und Interoperabilität

Unser Patientenportal wird es Patienten und Patientinnen, einweisenden Praxen oder nachbehandelnden Institutionen ermöglichen, Dokumente wie zum Beispiel Röntgenbilder und Befunde direkt an uns übermitteln. Außerdem lassen sich wesentliche Informationen in vordefinierte Felder eintragen. Die dahinterstehende Software analysiert, ob die Eingabe sinnvoll ist. Wird eine Information als verwertbar erkannt, schaltet die Software die nächsten Felder frei. Mittelfristig soll unser System intelligente Hinweise und konkrete Empfehlungen geben, um Eingaben und eventuelle Korrekturen zu vereinfachen. 

Anschließend lässt sich bestimmen, wer auf die Informationen und Dokumente zugreifen darf. Darüber hinaus können sich Patientinnen und Patienten auf der Plattform zu ihrem Klinikaufenthalt, zu Sprechstunden oder Terminen informieren. Es versteht sich, dass wir unser Portal niedrigschwellig gestalten. Auch Menschen, die sich wenig mit dem Internet auskennen, sollen sich gut aufgehoben fühlen. 

Aus der Nutzung unseres Patientenportals ergeben sich Datensätze, mit denen unser ärztliches Personal arbeiten kann. Zudem überführt das Portal alle relevanten Informationen an unsere Interoperabilitätsplattform. Dort werden sie zu einer elektronischen Patientenakte gebündelt. Dieses Kernanliegen einer jeden Digitalisierungsinitiative im Krankenhaus spart dem Personal viel Zeit, weil sich zum Beispiel die Suche nach Berichten anderer Klinikbereiche erübrigt. Nicht zuletzt kann Patientinnen und Patienten, deren Akte bestimmte Vorbefunde enthält, der erneute Besuch etwa der Radiologie erspart bleiben. Davon profitieren auch die Kostenträger.

Eine zentrale elektronische Patientenakte trägt wesentlich dazu bei, alle nötigen Informationen bei der Behandlung zur richtigen Zeit abrufen zu können. Sie kann allerdings rasch auf 300 Seiten und mehr anwachsen. Deshalb benötigen wir Funktionen für die Ablage in einer Ordnungsstruktur, für das schnelle Durchsuchen und für die einfache Vorschau. Darüber hinaus verlangt der Gesetzgeber eine sichere Langzeitspeicherung. Viele Dokumente müssen bis zu drei Jahrzehnte lang lesbar bleiben. Diese Ansprüche erfüllen wir mithilfe eines Dokumenten-Management-Systems (DMS), das alle Dokumente, Befunde und Bilddaten bündelt. 

Mehr noch: Dank DMS können wir Dokumente speichern und archivieren, die Patientinnen und Patienten in Papierform mitbringen. Denn diese Dokumente scannen wir, damit sie elektronisch vorliegen. Für Dokumente jüngeren Datums erübrigt sich somit künftig jedes Papierarchiv. Ob wir ältere Dokumente nachträglich digitalisieren, wird noch entschieden. Das digitale Archiv wird klinikübergreifend einheitlich funktionieren. Um eine hohe Nutzungsakzeptanz zu erreichen, rufen wir an jedem Standort Organisationsprojekte ins Leben. Die beteiligten Expertinnen und Experten erarbeiten zusammen mit dem ärztlichen und pflegenden Personal neue Prozesse und Implementierungsvorgaben für das zentrale System.

Im Krankenhaus verwenden wir sogenannte führende Systeme. Dazu zählen das Krankenhausinformationssystem (KIS), das Laborinformationssystem (LIS) und das Radiologieinformationssystem (RIS). Um sie interoperabel zu gestalten, brauchen wir intelligente Schnittstellen mit standardisierten Datenformaten. 

Diese Schnittstellen werden dafür sorgen, dass die elektronischen Patientenakten in den unterschiedlichen Klinikbereichen bereitstehen. Auf diese Weise kann das ärztliche und pflegende Personal – je nach individueller Berechtigung – Laborbefunde, Röntgenbilder und andere wesentliche Unterlagen problemlos und stets aktualisiert aufrufen. Außerdem vermeiden wir, dass unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bestimmte Patientendaten mehrfach erfragen müssen. Mehr noch: Interoperable, strukturierte Daten bilden die Grundlage dafür, in einer weiteren Ausbaustufe Künstliche Intelligenz in den Behandlungsprozess einzubeziehen. 

Mit einer Interoperabilitätsplattform werden wir jeder BG Klinik und unseren Partnerschaften im Gesundheitswesen einen übergreifenden Datentransfer ermöglichen. Zu den Anwendungsbereichen gehören 

• Integrative Versorgungsmodelle (IVM), in denen eine BG Klinik Fachabteilungen in Partnerkliniken betreibt oder umgekehrt. Dabei werden Patientendaten zwischen den führenden Systemen der Kliniken ausgetauscht.
• regionale Versorgungsnetzwerke wie die Gesundheitsstadt Berlin 2030 oder die Intelligente Patientenplattform Mitteldeutschland. 
• die Kooperation mit dem Sanitätsdienst der Bundeswehr bei Behandlung und Rehabilitation.
• der Datenaustausch mit den Trägern der Unfallversicherung.
• Forschungsprojekte mit wissenschaftlichen Einrichtungen und kooperierenden Kliniken.

Um mit einer solchen Vielzahl von Gesundheitseinrichtungen zusammenzuarbeiten, müssen die beteiligten Systeme auf Basis einheitlicher Normen und Standards kommunizieren. Dazu zählen beispielsweise IHE (Integrating the Healthcare Enterprise) und HL7 FHIR. Die Einführung dieser Standards ist technisch anspruchsvoll  und stellt für jede Klinik einen Kraftakt dar – aber er lohnt sich. 

Die BG Kliniken unterstützen die Unfallversicherungsträger (UVT) dabei, den Datentransfer zwischen den Leistungserbringern und den Kostenträgern in der Unfallversicherung zu optimieren. Das Projekt Digitalisierung der Gesetzlichen Unfallversicherung – DiGuV – befindet sich in der Pilotphase. Beteiligt sind die BG Unfallklinik Murnau sowie das BG Klinikum Unfallkrankenhaus Berlin. Zunächst wird der stationäre Entlassbericht und perspektivisch auch der OP-Bericht digital übermittelt. Dabei setzen beide BG Kliniken Kommunikationsprotokolle nach einem offenen Industriestandard ein, zum Beispiel beschrieben durch IHE-Profile. Der digitale Austausch strukturierter Daten vermindert den administrativen Aufwand aller Beteiligten. Sie gewinnen Zeit für ihre eigentlichen Aufgaben. 

Wir fördern den digitalen Informationsaustausch zwischen ambulanten Praxen, Kliniken sowie Pflege- oder Rehabilitationseinrichtungen. Konkret bedeutet das, den gesamten Patientenpfad zu digitalisieren, vom Erstkontakt mit einem erkrankten Menschen über die Diagnose und Behandlung bis zur Genesung. Dazu dient künftig unser Portal für Zuweisende. Es gestattet zum Beispiel, während des digitalen Aufnahmemanagements Termine online zu vereinbaren. Außerdem können Dokumente wie etwa Überweisungsscheine, Befunde oder radiologische Bilder schon an die Klinik übermittelt werden, bevor die Patientin oder der Patient eintrifft. 

Auch beim digitalen Entlass- und Überleitungsmanagement hilft das Zuweiserportal. Es ermöglicht den strukturierten Datenaustausch mit den nachgelagerten Einrichtungen und Praxen. Sie können sich mit wenigen Klicks über den Status ihres Patienten beziehungsweise ihrer Patientin informieren. Alle Beteiligten befinden sich also stets auf dem gleichen Informationsstand. Zudem werden zeit- und kostenintensive Doppeluntersuchungen vermieden. Nicht zuletzt sorgt das Portal für stabile Patientenströme und hilft so dabei, Termine effizient zu planen und Ressourcen optimal auszulasten.