Wissenschaftspreis für Reha-Projekte in Duisburg und Murnau
Den mit 15.000 Euro dotierten Herbert-Lauterbach-Preis teilen sich in diesem Jahr zwei klinische Forschungsgruppen der BG Kliniken in Duisburg und Murnau.
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28.10.2024Pressekontakt
Eike Jeske
Eine am BG Klinikum Duisburg durchgeführte randomisierte Studie verglich zwei Rehabilitationsverfahren nach Kreuzbandrekonstruktion. Dr. Christian Schoepp, Chefarzt der Klinik für Arthroskopische Chirurgie, Sporttraumatologie und Sportmedizin, leitete die Untersuchung. Die Orthesen-freie Rehabilitation nach vorderem Kreuzbandersatz mittels Hamstring-Sehnen-Transplantat wurde dabei der weit verbreiteten Orthesen-basierten Rehabilitation gegenübergestellt. Geprüft wurde, ob mit der Orthesen-freien Rehabilitation eine ähnliche Funktion und Lebensqualität erzielt werden kann. Nach einem Jahr fanden sich bei 114 Teilnehmenden keine Unterschiede in zahlreichen objektiven und subjektiven klinischen Tests. Es war jedoch eine Tendenz zu besseren Resultaten in der Orthesen-freien Gruppe zu beobachten. Die mit Mitteln der DGUV Forschungsförderung unterstützte Untersuchung trägt aufgrund ihres klaren Aufbaus zur besten Evidenz in diesem häufigen klinischen Szenario bei. Sie kann zudem unmittelbar in den Versorgungsalltag einfließen und zur Verbesserung patientenzentrierter Ergebnisse bei gleichzeitiger Kostenoptimierung beitragen.
Die 2017 initiierte prospektive Längsschnittstudie icf-PROreha (ICF-basierte Prädiktion des Outcomes in der Rehabilitation nach Trauma) wurde an allen Standorten der BG Kliniken durchgeführt. Dr. Stefan Simmel, leitender Arzt BG Rehabilitation der BG Unfallklinik Murnau, hatte das Forschungsprojekt federführend eingeleitet. Die methodische Planung, Begleitung und Auswertung wurden durch die Ludwig-Maximilians-Universität München unterstützt. Das kürzlich abgeschlossene Vorhaben schloss 775 Teilnehmende ein und wurde ebenfalls durch die DGUV gefördert. Ziel der Studie war es, Kontextfaktoren zu identifizieren, welche eine Vorhersage der Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität von Versicherten mit schweren muskuloskelettalen Verletzungen nach stationärer unfallchirurgisch-orthopädischer Rehabilitation ermöglichen. Dabei kam das ICF-System (International Classification of Function) sowie der Fragebogen EuroQol-5D-5L zum Einsatz. Innerhalb des Beobachtungszeitraums von 78 Wochen nach stationärer Rehabilitation verbesserten sich alle patientenzentrierten Ergebnismessungen deutlich. Es wurde ein Vorhersagemodell entwickelt, das zukünftig der noch stärkeren Individualisierung der Rehabilitation dienen kann.
Beide Arbeiten unterstreichen die klinische Relevanz von Wissenschaft und Forschung im Netzwerk der BG Kliniken und können barrierefrei im Volltext hier eingesehen werden:
Schoepp C, Ohmann T, Martin W, Praetorius A, Seelmann C, Dudda M, Stengel D, Hax J. Brace-Free Rehabilitation after Isolated Anterior Cruciate Ligament Reconstruction with Hamstring Tendon Autograft Is Not Inferior to Brace-Based Rehabilitation – A Randomised Controlled Trial. J Clin Med 2023 Mar 6;12(5):2074. doi: 10.3390/jcm12052074. [JCR-IF 2023]
Simmel S, Kus S, Oberhauser C, Coenen M. Lebensqualität und Arbeitsfähigkeit nach unfallchirurgischer Rehabilitation – Ergebnisse der icfPROreha-Studie. Rehabilitation (Stuttg) 2023 Oct;62(5):268-277. German. doi: 10.1055/a-2064-8434. [JCR-IF 2023 1,4]
Bild: v. l. n. r.: Univ.-Prof. Dr. Andreas Seekamp, Prof. Dr. Markus Scheibel, Dr. Christian Schoepp, Dr. Stefan Simmel, Prof. Dr. Dirk Stengel, Prof. Dr. Paul Alfred Grützner.