Moderne Therapiekonzepte bei der Behandlung des Chronischen Lymphödems

Chronische Lymphödeme sind eine unheilbare symptomatische Erkrankung, welche die Lebensqualität der Patienten und Patientinnen erheblich einschränkt und im Endstadium schwere Funktionsstörungen verursacht und sogar bösartige Tumore im betroffenen Areal entstehen können.

Infos zur Pressemitteilung

27.06.2024

Pressekontakt

Christina Bertholdt

Bereichsleiterin Unternehmenskommunikation
069 475-1534 E-Mail

Für Menschen die an einem Lymphödem leiden sind vor allem die Sommermonate anstrengend, da es durch die Hitze zu größeren Schwellungen und Beschwerden kommen kann.  Wir haben uns dem Thema angenommen und mit Prof. Christoph Hirche gesprochen. Er ist als Plastischer Chirurg u.a. Experte in der Lymphatischen Chirurgie bzw. Chirurgie bei chronischem Lymphödem und Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Rekonstruktive Mikrochirurgie an der BG Unfallklinik Frankfurt am Main, die zugleich Akademisches Lehrkrankenhaus der Goethe-Universität Frankfurt ist. Er erklärt wie ein Lymphödem entsteht, wer betroffen ist und welche Therapiekonzepte heutzutage zur Verfügung stehen, um „modern“ zu behandeln, wofür auch innovative OP-Techniken zur Verfügung stehen.

Herr Prof. Hirche was genau ist ein Lymphödem und wie kann es dazu kommen?

Ein Lymphödem ist eine Ansammlung von lymphatischer, eiweißreicher Flüssigkeit meist im Bereich von Extremitäten, aber auch im Genitalbereich oder am Bauch, was von der Schädigungsstelle des Lymphsystems abhängt. Es kann angeboren sein, häufiger jedoch tritt es chronisch nach Krebsoperationen und dem Entfernen von Lymphknoten in Armen und Beinen auf. Aber auch nach einem Unfall erleidet ein Teil der Patienten und Patientinnen ein sogenanntes Lymphödem, was sich bedingt wieder zurückbilden kann. 

Während in der westlichen Welt vor allem die Tumorbehandlung dafür verantwortlich ist, sind weltweit gesehen Infektionen die häufigste Ursache für ein chronisches Lymphöden.

Sie haben als Plastischer Chirurg den Blick auf die OP-Techniken, aber muss denn immer gleich operiert werden?

Die Initialbehandlung des Lymphödems ist tatsächlich keine vordergründig chirurgische Behandlung, die Patientinnen und Patienten mit hohem Risiko oder akut aufgetretenem Lymphödem bekommen entweder eine Art prophylaktische Behandlung, um das Auftreten des Lymphödems zu verhindern oder frühtherapeutisch eine Behandlung, die sog. komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE). Bei der KPE handelt es sich um ein multimodales Therapiekonzept, das verschiedene Behandlungsmaßnahmen kombiniert. Die fünf Säulen der KPE sind manuelle Lymphdrainage, Kompressionstherapie, Bewegungstherapie, Hautpflege und Selbstmanagement.
Neuere mikrochirurgische Ansätze zielen allerdings auch auf eine prophylaktische lymphatische Chirurgie bei Hochrisikopatienten.

Wenn das nicht ausreichend Erfolg hat und das Lymphödem trotz dieser intensiven Maßnahmen auch einschließlich stationärer Rehabilitation über mehr als sechs Monate verbleibt, spricht man von einem chronischen Lymphödem. Hier gibt es drei verschiedene Stadien: Im ersten Stadium kann sich die Flüssigkeit über das verbleibende intakte Lymphsystem bei einem Hochlagern wieder zurückbilden, weil noch eine Restdrainage vorhanden ist. Im zweiten Stadium reicht diese Kapazität nicht mehr aus und selbst mit intensiver Therapie ist die Einlagerung von Lymphflüssigkeit nicht mehr vollkommen umkehrbar – es bleibt ein Dauerreiz im Gewebe. Das dritte Stadium ist das Endstadium, in dem das Gewebe nicht mehr flüssig und wegdrückbar ist, sondern tatsächlich verhärtet, es bilden sich zunehmende Hautveränderungen und der Teufelskreislauf der Verhärtungen und Einschränkungen geht stets weiter. In diesem Stadium können auch bösartige Tumoren in der Region an der Haut auftreten.

Wir versuchen natürlich die Patienten und Patientinnen mit den Therapien in einem frühen Stadium zu halten. Wenn dies jedoch nicht mehr möglich ist und sich der Zustand des Betroffenen verschlechtert oder die Patienten/Patientinnen einen hohen Leidensdruck verspüren, kommen mikrochirurgische oder auch sogenannten supermikrochirurgische OP-Techniken zur Anwendung, die mit verschiedenen Ansätzen die Funktionen des Lymphsystems wiederherstellen können. Die Indikation ist hier das chronische Lymphödem mit einer erfolglosen Therapie nach 6 Monaten oder einer Verschlechterung.

Lesen Sie das vollständigen Experteninterview unter https://www.bg-kliniken.de/unfallklinik-frankfurt/experteninterview-lymphoedem/