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Kein Kopfsprung in flaches Wasser: erst prüfen, dann springen!

Leichtsinn, Übermut und Alkohol führen jedes Jahr zu Badeunfällen, darunter zahlreiche Querschnittlähmungen.

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29.07.2024

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Heute fangen auch in Bayern die Sommerferien an und Sonne, Wärme und schöne Seen locken Jung und Alt nach draußen. Doch trotz aller Freude sollte beim Badevergnügen die Vernunft nicht völlig beiseitegeschoben werden. Denn ein unbedachter Kopfsprung ins Wasser kann mit einer lebenslangen Behinderung bezahlt werden. 

Schlägt beim Sprung der Kopf auf einen harten Untergrund, kann es durch die starke Gewalteinwirkung auf die Halswirbelsäule auch zu Verletzungen des Rückenmarks und damit zu einer Querschnittlähmung kommen, warnt Dr. Doris Maier, Chefärztin des Zentrums für Rückenmarkverletzte der BG Unfallklinik Murnau. Gründe dafür können eine zu geringe Wassertiefe oder Hindernisse am Gewässerboden sein. Jedes Jahr kommen in der Badesaison Patienten mit schwersten Rückenmarkverletzungen in die Notfallaufnahmen, weiß die Expertin der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). In den meisten Fällen seien es junge Männer, auch Familienväter, die sich auf diese Weise verletzen. Die Unfälle passieren in Flüssen, Seen, Kanälen und in öffentlichen Schwimmbädern genauso wie in Pools im heimischen Garten. Übermut und mangelndes Risikobewusstsein verleiten Menschen häufig zu waghalsigen Aktionen. Aber auch Alkohol oder Drogen senken Hemmschwellen und Sicherheitsbewusstsein.

Diese immer tragischen Verletzungen betreffen dabei das in der Halswirbelsäule verlaufende Rückenmark und führen dann zu einer sogenannten Tetraplegie. Dabei können die betroffenen Patienten beide Arme und Beine gar nicht oder nur teilweise bewegen. In den meisten Fällen ergibt sich eine lebenslange Rollstuhl- und erhebliche Pflegeabhängigkeit. „Das ist ein Schicksalsschlag, der zu einer absoluten Veränderung der gesamten Lebensumstände führt, körperlich, psychisch und sozial. Der Betroffene befindet sich von einer Sekunde auf die andere in nahezu vollständiger Abhängigkeit und ist lebenslang auf fremde Hilfe angewiesen“, stellt Dr. Doris Maier klar, die die DGOU-Sektion Paraplegiologie (DMGP) leitet.

Wie groß das Problem von Querschnittlähmungen nach Kopfsprüngen ist, zeigt unter anderem eine Studie am BG Klinikum Bergmannsheil in Bochum. Dort wurden in den vergangenen 18 Jahren 60 Menschen behandelt, die nach einem Kopfsprung eine Rückenmarkverletzung durch Stauchungs- und Verrenkungsbrüchen der Halswirbelsäule erlitten hatten. Der Anteil an männlichen Patienten lag bei 98,7 Prozent, d.h. von 60 Betroffenen waren 59 männlich. Mehr als die Hälfte der Patienten sah sich sogar mit einer vollständigen Rückenmarkschädigung konfrontiert - das bedeutet ein Leben im Rollstuhl, eine bleibende Behinderung und deutliche Einschränkungen. Bei keinem der Betroffenen kam es zu einer vollständigen neurologischen Genesung. Auffällig ist auch, dass in knapp 42 Prozent der Fälle Alkohol im Zusammenhang mit dem Unfallereignis dokumentiert wurde. 

 „Wer die Tiefe eines Gewässers nicht kennt oder nicht einschätzen kann, sollte niemals den Kopfsprung wagen. Denn wer kopfüber in ein flaches oder unbekanntes Gewässer eintaucht, riskiert lebensgefährliche Verletzungen. Wer einen solchen Unfall überlebt, der bereut es meist ein Leben lang. Sind die Nervenbahnen im Rückenmark erheblich geschädigt, bedeutet dies in aller Regel eine lebenslange Lähmung, da die Schäden nicht heilbar sind. Der kurze Kick, den vielleicht ein akrobatischer Kopfsprung verspricht, steht in keinem Verhältnis zum Risiko für Leib und Leben“, sagt PD Dr. Mirko Aach, Leitender Arzt der Abteilung für Rückenmarkverletzte des BG Klinikums Bergmannsheil Bochum.

Die DGOU gibt folgende Tipps zur Vermeidung von Badeunfällen:

  • Kein Sprung in ein ungeprüftes Gewässer!
  • Kein Sprung in trübes Wasser!
  • Kein Sprung in eine Wassertiefe unter 1,5 m!
  • Kein Sprung in ein Gewässer mit Hindernissen am Gewässerboden!
  • Jeder in einer Gruppe trägt Verantwortung für die anderen!
  • Und: Kein Alkohol und keine Drogen vor dem Sprung!