Endlich wieder im Leben stehen

Radunfall, Komplikationen und ein langer Weg zum Therapieerfolg

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04.04.2024

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Robin Jopp

Stabsstelle Unternehmens­kommunikation und Marketing, Schwerpunkt Unternehmens­kommunikation
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Den Ostersonntag 2022 wird Sabine Wiele wohl nicht so schnell vergessen. Eigentlich sollte es nur per Rad vom Ferienhaus zum Strand der niederländischen Nordseeinsel Ameland gehen. Doch nach einem Sturz landete sie im Krankenhaus. Diagnose: Komplizierter Trümmerbruch des rechten Schienbeinkopfs im Knie. Zuhause in Deutschland folgte die Operation in ihrer Heimatstadt. Hier wurde die Fraktur mit Schrauben und Platten versorgt. erst schien es, als sei alles gut überstanden. Doch nach dem Eingriff hatte Sabine Wiele plötzlich kein Gefühl mehr im rechten Fuß und es zeigte sich eine Lähmung. Sie konnte den Fuß weder anheben noch aufsetzen: „Es ließ sich nicht einmal ein Stück Papier unter die Fußsohle schieben, weil ich die Zehen nicht hochziehen konnte“, sagt sie. „Außerdem bin ich mit dem rechten Bein wie ein Pferd gelaufen, weil ich das Bein nur über Hüfte und Knie heben konnte, um nicht zu stolpern.“ Hinzu kamen starke, kaum erträgliche Schmerzen. Die weitere Behandlung brachte keinen Erfolg und auch in der Nachsorge nach ihrer Entlassung mit Physiotherapie und Elektrostimulation konnte die Lähmung nicht erfolgreich therapiert werden.

Für die 42-jährige dreifache Mutter und Lehrerin natürlich ein unhaltbarer Zustand: „Anfangs bin ich zu Fuß kaum mehr als ein paar hundert Meter weit gekommen“, erinnert sie sich. „Ohne Hilfsmittel und Begleitung ging fast nichts, Arbeit im Haushalt oder Aktivitäten mit den Kindern waren kaum möglich. Nur mit einer speziellen Schiene, die den Fuß beim Gehen unterstützt, konnte ich überhaupt laufen.“ Dank der richtigen Medikation durch einen niedergelassenen Neurologen verschwanden zwar die Schmerzen, aber der Funktionsverlust blieb. Was nun? Eine Nachbarin gab Sabine Wiele den Tipp, sich an die Neurochirurgie im Bergmannsheil zu wenden.

Funktionsverlust durch Nervenschädigung

„Ein Fallfuß entsteht, wenn der sogenannte Wadenbein- oder Peroneusnerv eingeklemmt oder geschädigt ist“, erklärt Prof. Dr. Ramón Martínez-Olivera, Chefarzt der Klinik für Neurochirurgie und Wirbelsäulenchirurgie am Bergmannsheil. „Er verläuft außen entlang des Kniegelenks und ist für das Heben und Anspannen des Fußes unerlässlich.“ Genau diesen Befund stellte der Neurochirurg bei Frau Wiele fest, als sie sich Anfang Juli 2022 im Bergmannsheil vorstellte. Es folgte eine gründliche klinisch-neurologische Untersuchung, eine Kernspintomografie und eine Ultraschalldiagnostik der Nerven durch die Anästhesiologie im Bergmannsheil (Direktor: Prof. Dr. Peter Zahn).

Danach war klar, dass eine Operation der einzige Weg ist. Denn alle konservativen Methoden waren ausgeschöpft. Im September 2022 wurde die Operation in der Neurochirurgie durchgeführt. Das Prinzip: zunächst wird ein Zugang zum betroffenen Nerven geschaffen. Der Neurochirurg setzt dazu einen Schnitt unterhalb des Wadenbein- oder Fibulaköpfchens. Mittels Neurostimulation wird direkt intraoperativ getestet, wo die Nervenleitfunktion vorhanden und wo sie beeinträchtigt ist. Anschließend werden mikrochirurgisch Verengungen oder Veränderungen um den betroffenen Nerv herum operativ beseitigt.

Nach der OP geht’s bergauf

Rund eine Stunden dauerte die Prozedur. Nach ein paar Tagen auf der Station ging es nach der Entlassung schnell bergauf. „Die Peroneusschiene brauchte ich schon nach gut einer Woche nicht mehr“, so Sabine Wiele. In einer stationären Reha und mit viel Physiotherapie zu Hause baute sie die Muskelkraft im betroffenen Fuß neu auf. In der Nachsorge prüfte Prof. Martínez regelmäßig die neurologische Funktion und den Verlauf der Nervenregeneration. Auf der Skala zur Bestimmung der Muskelkraft, die von 0 = keine Muskelkraft bis 5 = normale Muskelkraft reicht, ist sie wieder bei annähernd 5 angekommen. Vor der Operation lag ihr Wert bei 1. „Es ist unglaublich, dass so viel Muskelkraft zurückgekommen ist“, sagt die dankbare Patientin. „Ich kann den Fuß wieder normal bewegen und merke im Alltag nichts mehr. Nur ein leichtes Taubheitsgefühl im rechten großen Zeh und in der Wade sind geblieben. Aber damit kann ich leben.“

Neben der neurochirurgischen Behandlung stand noch eine weitere Operation an: nachdem der Knochenbruch verheilt war, wurde knapp ein Jahr nach dem Fahrradunfall die Entfernung der Platten und Schrauben durchgeführt. Sie wurde in der Chirurgischen Klinik (Direktor: Prof. Dr. Thomas Schildhauer) vorgenommen. „Für mich war nach dem Erfolg in der Neurochirurgie klar, dass ich auch diesen Eingriff im Bergmannsheil durchführen lassen wollte“, erklärt Sabine Wiele. Auch diese Prozedur lief problem- und reibungslos. „Eine Platte ist mir als Andenken allerdings geblieben. Das Risiko bei einer Entfernung Nerven oder Gefäße zu verletzen, war zu hoch. Aber auch mit der Platte kann ich sehr gut leben.“ Im Sommer 2023 erlitt Sabine Wiele leider eine erneute, aber leichtere Verletzung an rechten Knie, die durch das erfahrende Team der Unfallchirurgie diesmal  konservativ erfolgreich behandelt werden konnte.

Ein Jahr nach dem Unfall wieder im Unterricht

Mittlerweile steht Sabine Wiele wieder voll im Leben – im wahrsten Sinne des Wortes: „Ich stehe seit Februar 2023 wieder vor meinen Klassen und Kursen und unterrichte mit so viel Freude meine wunderbaren Schülerinnen und Schüler, die mich ganz toll unterstützen. Ebenso wie meine Familie und viele Freunde.“ Laufen, Autofahren, aber auch die Lieblingssportarten Pilates und Schwimmen sind wieder möglich. Die gute und professionelle Behandlung im Bergmannsheil hat sie sehr beeindruckt. „Ob es die Pflegekräfte im OP oder auf der Station waren, die Ärztinnen und Ärzte der Neurochirurgie, der Unfallchirurgie oder der Anästhesie: ich bin hier hervorragend betreut und operiert worden. Ich hätte es nicht besser treffen können. Dafür möchte ich allen Beteiligten meinen Dank und mein Lob aussprechen.“ 
 

  1. Prof. Dr. Ramón Martínez-Olivera mit Patientin Sabine Wiele – Bildnachweis: Bergmannsheil

    Prof. Dr. Ramón Martínez-Olivera mit Patientin Sabine Wiele – Bildnachweis: Bergmannsheil

  2. Von der Operationsnarbe ist kaum mehr etwas zu sehen. Bildnachweis: Bergmannsheil

    Von der Operationsnarbe ist kaum mehr etwas zu sehen. Bildnachweis: Bergmannsheil

  3. Wieder gut zu Fuß ist Sabine Wiele heute – hier am Strand in der Bretagne. Bildnachweis: Privat

    Wieder gut zu Fuß ist Sabine Wiele heute – hier am Strand in der Bretagne. Bildnachweis: Privat